Donnerstag, 15. September 2011

2. Post

Mwanza, Rock City

Wir hatten jetzt seit knapp zwei Wochen kein Internet mehr.
Das lokale Telefonnetz scheint stellenweise, auch durch das tragische Unglück vor der Küste Sansibars bedingt,überlastet zu sein.
Telefonate kommen nur selten durch, Kurznachrichten erreichen den Empfänger teilweise erst nach mehreren Tagen.
Auf Grund der mangelenden Aktualisierung des vorliegenden Blogs in den letzten Wochen und der damit
verbundenen Ansammlung von Geschehnissen erscheint der folgende Beitrag stellenweise leicht unstrukturiert.
Ich bitte dies zu entschuldigen.

Kleidermarkt


Nachdem am 06.09. Annika und Constantin von Father Denis abgeholt wurden drehten sich die
vergangene Zeit verstärkt um das Lernen von Swahili. Zwar beherrschen wir zur Zeit lediglich einfache Grußformeln und läufige Floskeln aber wir versuchen am Ball zu bleiben und lernen fleißig Vokabeln. Zwischenzeitlich erhielten wir eine Art Sonderunterricht, da Hezron unser Stammlehrer durch einige Prüfungen bedingt, verhindert war.
Die letzten Unterrichtseinheiten waren zwar nicht sehr lehrreich aber unterhaltsam, da
der durchaus betagte Mann uns unter anderem versuchte die afrikanische Tierwelt näher
zu bringen indem er diverse Tiergeräusche imitierte.
An dieser Stelle bleibt mir dann auch nicht viel übrig als auf die lokale Pfauna
einzugehn. Sowohl im Garten als auch teilweise im Haus findet man Chamäleons, Geckos sowie
einige mir unbekannte Vogelsorten.
Über die ganze Stadt verteilt, vorzugsweise jedoch an Plätzen an denen
Müll und Unrat vorhanden ist kann man die sogenannten Marabu- Störche beobachten,
rießige, häßlige Vögel die sich von Essensresten und Dreck ernähren.
Früher gab es wohl auch noch Hyänen und Paviana in der Stadt. Diese sind allerdings
über die Jahre hinweg ausgerottet worden.

Hochzeitsparade in Mwanza
In den bisherigen Woche hatten wir bisher die Möglichkeit drei Projekte bzw. Schulen zu
besuchen.
Während wir am 05.09 etwas außerhalb in einer Grundschule mit integrierter Vorschule sowie einem Straßenkinderprojekt für Jungen unterwegs waren, hatten wir am 09.09 die Gelegenheit in "Tunaweza" vorbeitzuschauen.
Die Einrichtung die übersetzt so viel wie "We are able" bedeutet, betreut primär geistigbehinderte Jugendliche
und bietet ihnen Arbeitsmöglichkeiten in der hauseigenen Schneiderei, wo neben dem verarbeiten von gefärbten Stoffen auch Schmuck hergestellt wird.

Lake Victoria

Die Tage hier vergehen unglaublich schnell. Langweile kommt nie auf, da immer irgentetwas im Haus los ist.
In der Küche können wir Esther beim zubereiten traditionell afrikanischer Gerichte helfen und mit ihr Swahili lernen.
Während Mama Kilala morgens einen Kindergarten betreibt, aus dem über das ganze Gelände englische Kinderlieder schallen,
ansonsten ist viel Besuch im Haus.
Unsere Gastgeberin hat schon sehr viel erlebt und ähnlich wie die Freiwilligen aus den vergangen Jahren
kann ich nur bestätigen, dass ihre Lebensgeschichte sicherlich mehrere Bücher füllen würde.
Sie hat immer interessante Anekdoten auf Lager, die dann in etwa mit Sätzen wie "ach ja das erinnert mich an
meine Zeit, in der ich eine Ausbildung zur Krankenschwester in Amerika gemacht habe", "ja... da habe ich für
das Jugendamt in München gearbeitet" oder "das war zu der Zeit als ich Wirtschaftsprüferin für das Land Tansania war"beginnen.

Stammesangehöriger der Masai

Negative Erfahrungen bezüglich Raub oder sonstigen Verbrechen haben wir bis jetzt zum Glück noch nicht erlebt, außer das die Afrikaner dazu neigen einen Europäer übers Ohr zu hauen. Aber das ist normal. Wir informieren uns immer vorher was ein Gut im durchschnitt kostet um die "weißen Preise" zu erkennen und dann dementsprechend verhandeln zu können.
Noch ein Wort zu Dieben. Das swahili Wort für "Dieb" sollte man in der Öffentlichkeit nicht verwenden.
Hier in der Stadt ist es noch üblich das Diebe öffentlich gesteinigt und angezündet werden.
So gerade erst geschehen vor circa zwei Wochen.

Spinat zubereiten
Nach circa einer Woche habe ich mich dann auch an die Reaktionen der Einheimischen auf einen "Mzungo" (Weißer, Europäer) gewohnt. Dabei lassen sich subejktiv sogar einige Gruppen festmachen.
Während sich kleine Kinder freuen, winken und lachen, wenn sie einen weißen sehen
machen Gleichaltrige eher den Eindruck als ob sie uns auslachen oder verspotten. Ältere schauen meistens kritisch und grimmig, Verkäufer sprechen einen direkt an und einige wenige kleinere Kinder haben sogar Angst.

Tunza Lodge






Nachdem man sich in Deutschland doch hin und wieder die Frage stellt ob die gesammelten Werke einer 
Altkleidersammlung
tatsächlich in Entwicklungsländern geliefert werden, weiß ich nach Samstag, dem 10.09 ganz sicher das ein Teil davon zumindestens in Mwanza ankommt.
Zusammen mit anderen deutschen Frweiwilligen besuchten wir heute eine Art "Secondhand Markt"
(wobei es sich dem Zustand vieler Kleidungsstücke zu Folge nach vielmehr um einen 3rd oder 5th -hand Markt handelte).
Hier boten aus Müll gezimmerten Verkaufsräumen heraus diverse Händler jedes erdenkliche Kleidungssrück, frisch aufgebügelt feil.
Darunter befanden sich auch einige besondere Schmankerl, wie us- amerikanische Polizeiuniformen oder verwaschene Herrenslipper.


Bushaltestelle
Auf Grund des für deutsche Verhältnisse hochsommerlichen Wetters am Wochenende, suchten wir am vergangen Sonntag, wie auch genau eine Woche zuvor die "Tunza Lodge" auf.
Das bei Europäern beliebte Restaurant am Ufer des Victoria Lakes, lädt mit seinem angeschlossenen Sandstrand, Palmen und diversen Fischspezialitäten (Wartezeit bis das Essen serviert wird: minimum 1,5 Stunden) zum verweilen ein.
Nachdem uns Mama Kilala versichert hatte das sich die Leberschädigenden Schnecken (deren Parasiten ohne Behandlung innerhalb von ca. 2 Jahren zum Tod führen) nur am Strand befinden und auch die vorgelagerten Felsen diesesmal nicht von Krokodilen bewohnt waren, entschlossen wir uns, genauso wie viele Eingeborene im See schwimmen zu gehen.
Auch wenn der Weg ins Wasser über einen Steg führte und wir somit mit dem Schneckenverseuchten Ufer nicht in Berührung kamen, war es dann doch ein seltsames Gefühl im größten See Afrikas zu baden

Tunza Lodge
Ein in Deutschland alltägliches Ritual verwandelte sich in den Abendstunden des vergangenen Sonntags dann auch noch in eine Art Highlight.
Nachdem die zwei hauseigenen Wachhunde in letzter Zeit wohl an Gewicht zu gelegt hatten, befand Mama Kilala das selbigen ein Spaziergang um den Block sehr gut tun würde.
Schnell waren aus Schnürren und Ketten halbwegs passabele Leinen gebastelt worden.
Zwar hatten wir im vornherein schon in Erfahrung gebracht, dass Afrikaner grundsätzlich Angst vor jeglichem
Getiers haben, die Reaktion der Menschen auf die zwei zahmen Hunde schockte uns dann irgentwo doch
Kinder blieben wie erstarrt stehen, ergaben sich nicht endenwollenden Weinkrämpfen, Frauen wechselten die
Straßenseite und jungen Männer rannten um ihr Leben.
Nach und nach stellten wir fest das viele Menschen glaubten das wir LÖWEN spazieren führten, was dann wohl auch die ein oder andere in unseren Augen überzogene Reaktion begründete.

Dawgz