Sonntag, 11. Dezember 2011

VI

Ngara




























Während es langsam aber sicher auf die Feiertage zugeht, spürt man hier kein bisschen, dass wir mittlerweile Dezember haben und Weihnachten vor der Tür steht.
Die Regenzeit sollte nun langsam auch abklingen, gibt zum Ende hin jedoch noch einmal alles und beschert uns täglich immer wieder aufs neue abartigste Regenergüsse sowie eine plagenartige Anzahl von Heuschrecken, die traditionell gebraten / frittiert gegessen werden.
Der Geschmack selbiger steht meiner Meinung nach nicht im Verhältnis zum Aufwand der zum Fangen, Zerlegen und zubereiten aufgebracht wird, da die Insekten lediglich nach Salz und Fett schmecken.
Stichwort Esskultur.
Bei einem meiner vergangenen Aufenthalte im Nazaretti Center, dem Straßenkinderprojekt in dem Constantin arbeitet, habe ich dann auch erfahren, dass Maulwürfe als eine Art Delikatesse gehandelt werden.
Gegen Nachmittag stand auf einmal ein verschroben wirkender Mann im Hof der an einer Art Leine 4-5 aufgebracht quickende / Halbtote Maulwürfe (die hier wie eine Art Meerschweinchen aussehen) hielt. Nach dem Töten der Tiere durch das Werfen auf den Steinboden, verendeten die Tiere qualvoll unter schreien und zucken und ich sah sie dann später am Tag nur noch als Fleischmatsch  in einem der großen Kochtöpfe um den sich freudig ein paar Kinder reihten, die sich aufs anstehende Festmahl freuten.

Meine Arbeitssituation hat sich ein wenig geändert.
Über andere Freiwillige bin ich  für zwei Tage die Woche bei „Women Craft“ untergekommen, die sich unter anderem um den Erhalt afrikanischer Flechtkunst bemühen und Körbe, Untersetzer, Taschen etc. in Handarbeit herstellen und dann über Partner in der ganzen Welt verkaufen.
Neben Computerunterricht (Basics in Excel, Word, Powerpoint) für einige Angestellte, beschäftige ich mich bis jetzt weitestgehend mit der Wartung der vorhandenen Klapprechner, die sich meistens aus dem Reinigen der Festplatte, dem Aufsetzten von Betriebssystemen sowie dem Updaten der doch teilweise veralteten Systemen besteht.
Da ich jedoch weiterhin mit meiner jetzigen Arbeitssituation unzufrieden bin, plane ich in nächster Zeit in das ca. 40 km entfernte Rulenge umzuziehen, da dort sowohl in einem Krankenhaus sowie in einer von Schwestern geführten Einrichtung Ganztagsstellen mit einem Freiwilligen zu besetzten sind. 
Die Endscheidung, welche zwar noch mit meinem Zuständigen Mentor geregelt werden muss aber ansonsten weitestgehend sicher ist, ist mir nicht leicht gefallen, da ich mich nach knapp zweieinhalb Monaten in Ngara eingelebt habe und mich daher das dörfliche Leben in Rulenge nicht wirklich anzieht.
Allerdings musste ich bei der ganzen Sache auch im Hinterkopf behalten, dass ich eigentlich hier her gekommen bin um zu arbeiten.
Der einzige Vorteil des Umzugs abgesehen von der Arbeitsbeschaffung, ist die Tatsache, dass  ich nicht mehr länger an unseren jetzigen jähzornigen Gastgeber gebunden wäre, der uns erst kürzlich wegen einer Lappalie mit einem Rauswurf gedroht hat und auch ansonsten durch sein Verhalten nichts positives zu einem nachhaltigen guten Verhältnis beiträgt.

Unser erster richtiger Kurzurlaub führte uns vor zwei Wochen nach Kigali, der Hauptstadt Ruandas. Auch wenn wir in Grenznähe wohnen ist der Unterschied zwischen Ruanda und Tansania bzw. zwischen Kigali und einer beliebigen tansanischen Großstadt doch sehr groß.
Ein nicht von der Hand zu weisender westlicher Einfluss ist überall zu spüren.
Man findet Supermärkte nach europäischem/ us amerikanischem Vorbild, Restaurants die westliche Speisen anbieten, Asphaltstraßennetze, Straßenbeleuchtung, nicht verhandelbare Festpreise und Mülltonnen.
Die an jeder Ecke postierten Militärs mit vollautomatischer Waffe im Anschlag sorgen zwar im ersten Augenblick für etwas Unbehagen, gerade nach Einbruch der Dunkelheit jedoch für ein sicheres Gefühl.
Nach mehreren Festessen, einem Poolbesuch, dem Besuch des Völkermordmuseums und der Besichtigung der Stadt war es nach drei Tagen  wieder an der Zeit gen Ngara zu fahren.

Im Moment freuen ich mich auf Weihnachten und unseren Trip nach Dar es Salam/ Sansibar.
Bis dahin



Mittwoch, 23. November 2011

V.


Office
Wie man an den vorangegangen Bildern erahnen kann, besitze ich seit mittlerweile knapp zwei Wochen tatsächlich ein eigenes Büro.
Dies hat allerdings leider immer noch nichts an der Tatsache geändert, dass ich weiterhin sehr wenig zu tun habe.
Zwar gibt es von Seiten der hiesigen Verantwortlichen durchaus gute Pläne, wie z.B. das Einrichten einer Computerschule, wo ich unterrichten könnte oder die Idee innerhalb der Diozöse regelmäßig einen Newsletter herauszubringen, bei dem ich in Sachen Design, Text, etc. helfen könnte, andererseits ist es so das hier lediglich von Plänen gesprochen wird, im afrikanischen Kontext kann dann auch schon Mal ein Jahr ins Land gehen, bevor so ein Plan in die Tat umgesetzt wurde.  
So gebe ich bis jetzt lediglich zweimal die Woche Computerunterricht für Fr. Francis und für Leonida das Hausmädchen.
Dieser Unterricht besteht zurzeit noch aus der reinen Vermittlung von absolutem Grundwissen, wie „How to turn on a Computer“ oder „How to use a Mouse“, da weder die 21- Jährige Leonida noch der ca. 60 Jährige Francis in ihrem bisherigen Leben einen Computer benutzt haben.
Neben dem Aufbringen von einer Menge Geduld, kommt bei Leonida noch erschwerend hinzu, dass sie bis auf wenige Wörter Englisch ausschließlich Kisuaheli spricht, was zum jetzigen Zeitpunkt die Erklärung beispielsweise eines Satelliten oder der Funktionsweise des Internets fast unmöglich macht.

Meine derzeitige Hauptaufgabe besteht vor allem aus dem Werben für mich und meine Tätigkeit, sodass mich möglichst viele Menschen hier in der Umgebung kennen lernen und ich endlich an Arbeit komme, da sich das „Einsetzen“ der Zuständigen in Tansania doch sehr in Grenzen hält, weshalb ich auch untenstehenden Flyer entworfen habe.

Flyer

Letzte Woche hat dann auch endlich unser neuer Sprachkurs angefangen. Der teilweise in Deutschland aufgewachsene Lehrer gestaltet den Unterricht sehr Lebensnah und unterhaltsam, sodass die knapp drei Stunden doch relativ schnell vorbei gehen.

Diesen Freitag werden wir Richtung Kigali aufbrechen und ein verlängertes Wochenende in der Hauptstadt Ruandas verbringen.

Dienstag, 1. November 2011

IV

Sonnenuntergang, Bukoba



Zwar kann ich fast einen Monat nach meinem letzten Eintrag immer noch nicht von meiner Arbeit berichten, jedoch den geneigten Leser an einigen Erlebnissen des Monats Oktober teilhaben lassen.
Beginnen möchte ich bei unserem spontanen Umzug vergangenen Donnerstag, mit dem wir uns dann doch relativ unvorbereitet konfrontiert sahen, da bereits unsere Vorgänger in das leerstehende Gebäude auf dem Gelände einziehen sollten.
Zwar hatten wir Fr. Denis unseren Wunsch mitgeteilt unsere Behausung, auf Grund von mehr Unabhängigkeit und weniger Rücksichtsnahme gegenüber den Pfarrern zu wechseln, jedoch auf Grund der afrikanischen Einstellung, beinahe jedwegliche, nicht Lebensnotwendige Entscheidung auf unbestimmte Zeit zu verschieben, die Aussicht aufs Eigenheim fast abgeschrieben.
Trotz dem Mangel an jeglicher Vorbereitung, sind unsere Sachen, inklusive Bett, Schreibtisch und Regal dann doch relativ schnell auf Grund der knapp 30 m zu überwindenden Entfernung zwischen dem Parish Hauptgebäude und unserem neuen zu Hause, in selbigem angekommen.
Hier haben wir jetzt sogar ein eigenes Wohnzimmer.

Chakula
Diese Woche sollen sogar noch ein paar Möbel aus alten Gemeindebeständen geliefert werden, da es uns bis jetzt noch an Spiegeln sowie Einrichtungsgegenständen fehlt die unser leer stehendes Wohnzimmer aufwerten würden.
Während unserem neuen Haus ein paar Möbel fehlen, fehlt mir nach wie vor Arbeit!
Ein Ende der mittlerweile anderthalb Monate währenden  Beschäftigungslosigkeit ist immer noch nicht abzusehen, da ich mittlerweile in Erfahrung bringen konnte, dass für den Internetanschluss meines Büros eine extra Leitung, der zuständigen Telekommunikationsgesellschaft gelegt werden muss und mein zukünftiger Arbeitsplatz des weiteren noch komplett unmöbliert ist.
Aber es zeichnen sich auch ein paar Lichtblicke bezüglich dieses Themas ab.
So wurde hier auf dem Gelände endlich ein Raum ausgewählt, in welchem ich in Zukunft meiner Tätigkeit als IT- Assistant nachgehen kann und auch das Geld meiner deutschen Organisation welches zur Anschaffung eines Modems und sonstiger Einrichtung bestimmt war ist auf den Konten der hiesigen Zuständigen angekommen.

Straße nach Bukoba
Um Auslandsüberweisungskosten zu sparen wurde unter anderem das für meine Arbeit benötigte Geld auf Constantins Konto überwiesen, von dort in Bar abgehoben und wieder auf Fr. Denis Konto eingezahlt.
Da es in direktem Umkreis keinen Bankautomaten gibt, welcher VISA Kreditkarten akzeptiert, nutzten wir das kompliziert erscheinende Transaktionsverfahren für einen fünf Tägigen Ausflug nach Bukoba um in aller erster Linie das Geld abzuheben (und wieder einzuzahlen) und die Stadt zu erkunden.
Nach einem viertägigen Zwischenstopp in Rulenge machten wir uns in den frühen Morgenstunden des 17. Oktobers mit dem Bus auf in Richtung Bukoba, welches genauso wie unser erstes Ziel in Tanzania, Mwanza, am Lake Victoria liegt.

Bootsüberfahrt nach Musilla Island
Nach einer für mich auf Grund meiner Größe sehr unbequemen Reise von knapp 10 Stunden erreichten wir unser Ziel nachmittags und wurden noch am Bushbahnhof von unserem Gastgeber Fr. Lewis, einem ehemaligen Klassenkamerad von Fr. Denis abgeholt, in dessen Parish wir während unseres Aufenthalts übernachten, duschen und essen konnten.
Während wir den ersten Tag dazu nutzten die Geldtransaktion über die Bühne zu bringen und uns mit der Stadt vertraut zu machen, fiel auf den zweiten Tag ein Ausflug zur vorgelagerten Insel Musilla.
Der etwas unseriös wirkende Reiseveranstalter zu dem Fr. Lewis den Kontakt hergestellt hatte, organisierte uns für 22.000 TZS pro Person eine Bootsüberfahrt sowie eine Führung über die ursprüngliche Insel, welche dann letzten Endes auch zum Highlight unseres Trips avancierte.
Nachdem wir anfänglich davon ausgegangen waren lediglich „mal eben kurz“ über die Insel zu schlendern, entpuppte sich die von zwei Einheimischen angeführte Tour doch als sehr abenteuerlich, die das Erklimmen einer Steilwand, das Besichtigen eines Königsgrabs sowie das wandern entlang der Klippen beinhaltete.
Nach ca. drei Stunden waren wir dann alle sehr geschafft, Sonnenverbrannt und hungrig und freuten uns auf ein Essen mit Seeblick und eine anschließende Dusche.

Auf Musilla Island
Während unserer Übersetzung zurück ans Festland machte uns der Kapitän des kleinen Holzbootes auf einen Gebäudekomplex am Ufer des Sees aufmerksam, und erklärte uns dass dort die lokale Fischfabrik untergebracht sei.
Die Fische, vorzugsweise Nil-Barsch, werden im See gefangen dann in der Fabrik, weiterverarbeitet und im frischen bzw. gefrorenen Zustand nach Europa exportiert. 
Da es sich mittlerweile abgezeichnet hat, dass man mit unserer Hautfarbe durchaus Vorteile genießen kann und des weiteren auch Interesse herrschte die Fabrik zu besichtigen, schmiedeten wir Pläne am nächsten Tag in selbiger einfach mal unangekündigt vorbeizusehen.
Nachdem wir am nächsten Tag am ersten Tor und Wachmann ohne jeglichen Fragen oder sogar Kontrollen vorbei gekommen waren, fiel uns innerhalb des Geländes ein Schild ins Auge, welches ein Programm der Fabrik zum nachhaltigen Fischfang erläuterte – das ganze mit deutscher Unterstützung inklusive Abdruck des Bundesadlers etc..- Ein Freifahrtsschein ?

Dschungel, Musilla Island
Der zweite Wachmann am letzten Tor vor betreten der Fabrik, rief dann auch gleich den zuständigen Leiter für Öffentlichkeitsarbeit auf den Plan, der uns bat noch einmal zwei Stunden später vorbeizusehen.
Zwar haben wir am Ende des Tages leider keinen direkten Einblick in die Arbeitsweise der Fabrik bekommen, jedoch trugen wir uns bei unserem erneuten Besuch ins Gästebuch ein, wurden im Konferenzraum begrüßt und hatten die Möglichkeit etwas über Transportwege, Gesetze und die Geschichte des Fischfangs am Victoria See in Erfahrung zu bringen und uns mit dem Abwassersystem des Unternehmens vertraut zu machen.  
Natürlich – es war nur eine Fabrik zur Verarbeitung von Fisch! Für den einen oder anderen Außenstehenden wird die Erwähnung unseres Besuchs vielleicht nicht nachvollziehbar sein. Allerdings soll man sich unser Verhalten mal in Deutschland bei einem ähnlichen Konzern der als Zulieferer der EU fungiert, vorstellen. Da kann man bestimmt nicht einfach mal unangemeldet auftauchen und höflich nachfragen ob es eventuell möglich sei, mal eben Informationen bezüglich der Arbeitsweise zu bekommen oder selbige sich sogar anzusehen.
Die Rückfahrt nach Rulenge verlief durchaus komfortabler da wir nun die Sitze direkt hinter dem Fahrer ergattert hatten und so durchaus mehr Bewegungsfreiheit als bei unserer Hinreise hatten.
In Anbetracht dessen, dass geteerte Straßen außerhalb von Ballungszentren eher unüblich sind und Geschwindigkeitsbegrenzungen selten als solche wahr genommen werden, kann man sich in etwa vorstellen wie sehr man während der Fahrt über die Staubpisten durchgeschüttelt wird, Gepäckstücke durch die Gegend fliegen und das die Einzelteile des doch betagten Omnibusses so sehr leiden, dass pro Fahrt nicht selten mindestens ein Stopp aus Reparaturgründen eingelegt werden muss.
Jeder Bus besitzt eine Art Crew die sich grob aus dem Reiseveranstalter, dem Fahrer, einem Mechaniker und zwei Wachleuten, die im Besitz von vollautomatischen Waffen sind, zusammensetzt.
Mittagessen (Vorstufe)


Zum Schluss bleibt zu sagen, dass ich mich in Zukunft bemühen werde zumindest alle zwei Wochen einen Bericht zu verfassen.
Bis dann


Montag, 3. Oktober 2011

III. Post

Nach einem kurzen dreitägigen Zwischenstopp in Rulenge befinde ich mich nun seit über einer Woche in Ngara in Grenznähe zu Burundi, welches für elf Monate mein neues zu Hause sein wird.
Constantin, der bereits seit knapp vier Wochen hier ist und ich sind in der lokalen Parish untergebracht und teilen uns das Haus mit zwei Pfarrern.

Home, Sweet Home


Ngara ist zwar eine kleine Stadt, bzw. wohl eher ein größeres Dorf, jedoch kann man eigentlich alles für den täglichen Bedarf käuflich erwerben.
Einziges Manko der jetzigen Wohnsituation ist das doch sehr langsame Internet (3 kbit/s) woran man sich jedoch gewöhnt und sich dann auch einen drei minütigen Youtube Clip, in Anbetracht der Wartezeit, sogar zwei bis dreimal anguckt, was ich in Deutschland sonst nie gemacht hätte.
Für das leibliche Wohl sorgt das „Girl“, wie die Father immer sagen die Wäsche wird vom „old man“, dem Hausmeister für 1000 TSH gewaschen.
Gegessen wird dreimal am Tag zu festgelegten, afrikanischen Zeiten (heißt Verspätungen bis zu einer Stunde) und sogar morgens wird, im britischen Stil etwas warmes aufgetischt, woran ich mich jedoch noch nicht wirklich gewohnt habe.
Zu den Mahlzeiten die größtenteils aus Kochbananen, Bohnen, Kohl, Kartoffeln und teilweise nicht identifizierbaren Fleischsorten bestehen gibt es immer frische Avocado und Früchte wie süße Bananen, Passionsfrüchte und Papayas.
Das Haus ist dem europäischen Standart angepasst, es gibt europäische Sanitäranlagen, eine warme Dusche und bequeme Betten.
Auf Grund der offenen, afrikanischen Bauweise der Fenster (Insektengitter, verstellbare Glasfragmente) ist es eigentlich nicht möglich das Zimmer wirklich sauber zu halten, es sei denn man putzt dreimal am Tag, da der rote Staub sich sofort überall festsetzt.

Duschkopfkonstruktion

Leider hatte ich bis jetzt noch nicht die Möglichkeit mit meiner Arbeit zu beginnen, da es auf Grund diverser Kommunikationsprobleme seitens meiner Organisation in Deutschland mit den hier ansässigen Ansprechpartnern, und diesen wiederum untereinander noch kein Büro für mich gibt.
Im Moment ist zwar angepeilt, das mir hier auf dem Gelände der Parish ein Büro erschlossen wird, allerdings kann sich dieser Prozess noch einige Zeit hinziehen.

Ma Chambre

Die ersten Bekanntschaften wurden in den vergangenen Tagen größtenteils mit anderen Freiwilligen geschlossen, die aus allen möglichen Ecken der Erde zu kommen scheinen.
Am Wochenende trifft man sich im gegenübergelegenen Open Air Pub, „Garden Pause“ und tauscht sich über die vergangene Woche aus, diskutiert über die unterschiedlichen Kulturen und konsumiert diverse Getränke, die in europäischen Augen durchaus sehr günstig zu erstehen sind (0,5 l Bier ungefähr 0,70 €, Erfrischungsgetränke 0,3 l circa 0,20 €).

Während meines ersten Tages in Ngara wurde ich kaum 100 m von der Parish entfernt von zwei dubiosen in Jogginganzügen gekleideten Herren angesprochen in einer Art und Weise, die mich in Köln dazu bewegt hätte einfach weiterzugehen.
Nachdem die zwei jedoch nicht lockerließen und mich mit irgendwelchen Sprüchen bombardierten, informierte ich sie höflich jedoch bestimmt, dass ich ihnen weder Geld geben würde noch irgendetwas kaufen wollte.
Darauf hin gab sich einer der beiden als „Immigration Officier“ zu erkennen und fragte mich, ob ich eine gültige Aufenthaltsgenehmigung hätte und ob ich mich ausweisen könnte.
Nachdem mich die Officier zur Parish zurückbegleitet und ich ihnen meinen Pass ausgehändigt hatte und Father Ivos ihnen erklärte, dass ich ein ander Mal vorbei kommen würde um ihnen mein Visum vorzulegen, lachte der eine sich noch eine Runde über meinen witzig klingenden Nachnahmen aus bevor beide wieder verschwanden.
An die Tatsache, dass viele Tansanier einen einfach und direkt auslachen wenn man einen Fehler gemacht hat, beispielsweise in der Sprache etc. musste ich mich erst einmal gewöhnen.

Prozession den Berg hinauf


Gestern stand mal wieder ein Besuch in Rulenge auf dem Plan.
Zwar ist mir der Grund der aufwändig gestalten Messe inklusive Bischof und Merchandisingstand der katholischen Kirche, welche auf der Spitze eines Berges stattfand nicht ganz klar, es war aber auf jeden Fall eine interessante Erfahrung.
Hervorzuheben ist hierbei die An- und Abreise die in einem Kleinbus, der für geschätzt 12 Leute ausgelegt war von statten ging. Zusammen mit dem Kirchenchor aus Ngara waren wir dann mind. 30 Menschen in dem Bus.
Man kann sich ausmalen, wie zerstört ich mich fühlte als wir nach einer Stunde und gut 2/3 nicht geteerter Wegstrecke inklusiver Abgrundtiefer Schlaglöcher in Ngara ankamen.

Aussicht


Auf die Hoffnung hin in der kommenden Woche über meine Arbeit berichten zu können verabschiede ich mich bis zum nächsten Mal.

Donnerstag, 15. September 2011

2. Post

Mwanza, Rock City

Wir hatten jetzt seit knapp zwei Wochen kein Internet mehr.
Das lokale Telefonnetz scheint stellenweise, auch durch das tragische Unglück vor der Küste Sansibars bedingt,überlastet zu sein.
Telefonate kommen nur selten durch, Kurznachrichten erreichen den Empfänger teilweise erst nach mehreren Tagen.
Auf Grund der mangelenden Aktualisierung des vorliegenden Blogs in den letzten Wochen und der damit
verbundenen Ansammlung von Geschehnissen erscheint der folgende Beitrag stellenweise leicht unstrukturiert.
Ich bitte dies zu entschuldigen.

Kleidermarkt


Nachdem am 06.09. Annika und Constantin von Father Denis abgeholt wurden drehten sich die
vergangene Zeit verstärkt um das Lernen von Swahili. Zwar beherrschen wir zur Zeit lediglich einfache Grußformeln und läufige Floskeln aber wir versuchen am Ball zu bleiben und lernen fleißig Vokabeln. Zwischenzeitlich erhielten wir eine Art Sonderunterricht, da Hezron unser Stammlehrer durch einige Prüfungen bedingt, verhindert war.
Die letzten Unterrichtseinheiten waren zwar nicht sehr lehrreich aber unterhaltsam, da
der durchaus betagte Mann uns unter anderem versuchte die afrikanische Tierwelt näher
zu bringen indem er diverse Tiergeräusche imitierte.
An dieser Stelle bleibt mir dann auch nicht viel übrig als auf die lokale Pfauna
einzugehn. Sowohl im Garten als auch teilweise im Haus findet man Chamäleons, Geckos sowie
einige mir unbekannte Vogelsorten.
Über die ganze Stadt verteilt, vorzugsweise jedoch an Plätzen an denen
Müll und Unrat vorhanden ist kann man die sogenannten Marabu- Störche beobachten,
rießige, häßlige Vögel die sich von Essensresten und Dreck ernähren.
Früher gab es wohl auch noch Hyänen und Paviana in der Stadt. Diese sind allerdings
über die Jahre hinweg ausgerottet worden.

Hochzeitsparade in Mwanza
In den bisherigen Woche hatten wir bisher die Möglichkeit drei Projekte bzw. Schulen zu
besuchen.
Während wir am 05.09 etwas außerhalb in einer Grundschule mit integrierter Vorschule sowie einem Straßenkinderprojekt für Jungen unterwegs waren, hatten wir am 09.09 die Gelegenheit in "Tunaweza" vorbeitzuschauen.
Die Einrichtung die übersetzt so viel wie "We are able" bedeutet, betreut primär geistigbehinderte Jugendliche
und bietet ihnen Arbeitsmöglichkeiten in der hauseigenen Schneiderei, wo neben dem verarbeiten von gefärbten Stoffen auch Schmuck hergestellt wird.

Lake Victoria

Die Tage hier vergehen unglaublich schnell. Langweile kommt nie auf, da immer irgentetwas im Haus los ist.
In der Küche können wir Esther beim zubereiten traditionell afrikanischer Gerichte helfen und mit ihr Swahili lernen.
Während Mama Kilala morgens einen Kindergarten betreibt, aus dem über das ganze Gelände englische Kinderlieder schallen,
ansonsten ist viel Besuch im Haus.
Unsere Gastgeberin hat schon sehr viel erlebt und ähnlich wie die Freiwilligen aus den vergangen Jahren
kann ich nur bestätigen, dass ihre Lebensgeschichte sicherlich mehrere Bücher füllen würde.
Sie hat immer interessante Anekdoten auf Lager, die dann in etwa mit Sätzen wie "ach ja das erinnert mich an
meine Zeit, in der ich eine Ausbildung zur Krankenschwester in Amerika gemacht habe", "ja... da habe ich für
das Jugendamt in München gearbeitet" oder "das war zu der Zeit als ich Wirtschaftsprüferin für das Land Tansania war"beginnen.

Stammesangehöriger der Masai

Negative Erfahrungen bezüglich Raub oder sonstigen Verbrechen haben wir bis jetzt zum Glück noch nicht erlebt, außer das die Afrikaner dazu neigen einen Europäer übers Ohr zu hauen. Aber das ist normal. Wir informieren uns immer vorher was ein Gut im durchschnitt kostet um die "weißen Preise" zu erkennen und dann dementsprechend verhandeln zu können.
Noch ein Wort zu Dieben. Das swahili Wort für "Dieb" sollte man in der Öffentlichkeit nicht verwenden.
Hier in der Stadt ist es noch üblich das Diebe öffentlich gesteinigt und angezündet werden.
So gerade erst geschehen vor circa zwei Wochen.

Spinat zubereiten
Nach circa einer Woche habe ich mich dann auch an die Reaktionen der Einheimischen auf einen "Mzungo" (Weißer, Europäer) gewohnt. Dabei lassen sich subejktiv sogar einige Gruppen festmachen.
Während sich kleine Kinder freuen, winken und lachen, wenn sie einen weißen sehen
machen Gleichaltrige eher den Eindruck als ob sie uns auslachen oder verspotten. Ältere schauen meistens kritisch und grimmig, Verkäufer sprechen einen direkt an und einige wenige kleinere Kinder haben sogar Angst.

Tunza Lodge






Nachdem man sich in Deutschland doch hin und wieder die Frage stellt ob die gesammelten Werke einer 
Altkleidersammlung
tatsächlich in Entwicklungsländern geliefert werden, weiß ich nach Samstag, dem 10.09 ganz sicher das ein Teil davon zumindestens in Mwanza ankommt.
Zusammen mit anderen deutschen Frweiwilligen besuchten wir heute eine Art "Secondhand Markt"
(wobei es sich dem Zustand vieler Kleidungsstücke zu Folge nach vielmehr um einen 3rd oder 5th -hand Markt handelte).
Hier boten aus Müll gezimmerten Verkaufsräumen heraus diverse Händler jedes erdenkliche Kleidungssrück, frisch aufgebügelt feil.
Darunter befanden sich auch einige besondere Schmankerl, wie us- amerikanische Polizeiuniformen oder verwaschene Herrenslipper.


Bushaltestelle
Auf Grund des für deutsche Verhältnisse hochsommerlichen Wetters am Wochenende, suchten wir am vergangen Sonntag, wie auch genau eine Woche zuvor die "Tunza Lodge" auf.
Das bei Europäern beliebte Restaurant am Ufer des Victoria Lakes, lädt mit seinem angeschlossenen Sandstrand, Palmen und diversen Fischspezialitäten (Wartezeit bis das Essen serviert wird: minimum 1,5 Stunden) zum verweilen ein.
Nachdem uns Mama Kilala versichert hatte das sich die Leberschädigenden Schnecken (deren Parasiten ohne Behandlung innerhalb von ca. 2 Jahren zum Tod führen) nur am Strand befinden und auch die vorgelagerten Felsen diesesmal nicht von Krokodilen bewohnt waren, entschlossen wir uns, genauso wie viele Eingeborene im See schwimmen zu gehen.
Auch wenn der Weg ins Wasser über einen Steg führte und wir somit mit dem Schneckenverseuchten Ufer nicht in Berührung kamen, war es dann doch ein seltsames Gefühl im größten See Afrikas zu baden

Tunza Lodge
Ein in Deutschland alltägliches Ritual verwandelte sich in den Abendstunden des vergangenen Sonntags dann auch noch in eine Art Highlight.
Nachdem die zwei hauseigenen Wachhunde in letzter Zeit wohl an Gewicht zu gelegt hatten, befand Mama Kilala das selbigen ein Spaziergang um den Block sehr gut tun würde.
Schnell waren aus Schnürren und Ketten halbwegs passabele Leinen gebastelt worden.
Zwar hatten wir im vornherein schon in Erfahrung gebracht, dass Afrikaner grundsätzlich Angst vor jeglichem
Getiers haben, die Reaktion der Menschen auf die zwei zahmen Hunde schockte uns dann irgentwo doch
Kinder blieben wie erstarrt stehen, ergaben sich nicht endenwollenden Weinkrämpfen, Frauen wechselten die
Straßenseite und jungen Männer rannten um ihr Leben.
Nach und nach stellten wir fest das viele Menschen glaubten das wir LÖWEN spazieren führten, was dann wohl auch die ein oder andere in unseren Augen überzogene Reaktion begründete.

Dawgz