Mittwoch, 11. Juli 2012

Letzte Reise


Mbamba Bay
Das Jahr neigt sich dem Ende, in knapp fünf Wochen endet mein Weltfreiwilligendienst.
Daher lag der Großteil der Ziele meiner letzten großen Reise im Süden Tansanias, welchen ich bisher noch überhaupt nicht bereist hatte.
Nach einer entspannten Woche auf Sansibar ging es über Dar es Salaam das erste Mal Richtung Süden, wobei unser erstes Ziel Njombe bildete.
Nach anfänglichem Schock über die uns fremde Kälte (vermutlich zwischen 10 und 15 Grad), entpuppte sich das zeitweise manifestierte Eisloch als ganz nette Stadt, welche dank einer Recht hohen Italienischen „Expert“-Population sogar über eine eigene Käsefabrik verfügte.
Genächtigt wurde bei bekannten Freiwilligen, gegessen wurde Pasta mit Mozarella und besichtigt wurde der große Wasserfall.

Wasserfall (Njombe
Nach zwei Übernachtungen ging es dann über extrem staubige Pisten und vorbei an Chinesischen Straßenarbeitern nach Mbinga, welches neben günstigem Frittenomlet (;)) sogar mit einer Bar inkl. Beamer zum EM gucken auftrumpfen konnte.
Nach einem zweitägigen Besuch des Bergdorfs Litembo, welches nur mit einem Jeep und über steile Staubpisten erreicht werden konnte, kam nach Sansibar das zweite Mal richtig Urlaubsstimmung am Lake Nyassa auf.
Der an Mosambik, Malawi, Sambia und Tansania grenzende See zeigte sich in Kombination mit dem Wetter von seiner besten Seite, es wurde unter Strohdächern gecampt und frischer Fisch genossen.
Nach zwei Tagen Seeurlaub in der Mbamba Bay, führte uns unsere Rückreise für eine Nacht nach Songea, in welcher wir leider auch die Niederlage der deutschen Nationalmannschaft vor der Leinwand beiwohnen mussten.

Zeltunterkunft (Mbamba Bay)
Highlight der Busrückreise nach Dar, Lichtblick zwischen „zu kurzem Sitzabstand“ und „beinahe Todescrash“ bildete das tangieren der Grenzen des Mikumi National Parks, wodurch auch ich endlich ein paar Giraffen, Zebras, Büffel etc. in freier Wildbahn zu Gesicht bekam.
Nach drei relaxten Tagen in Dar es Salaam, inkl. eines Tagesausflugs zu den Stränden im Süden der Metropole traten wir nach (in meinem Fall) einem knappen Monat die Rückreise nach Rulenge an, wo sich zwischenzeitlich bereits das Gerücht verbreitet hatte, dass ich nach Deutschland geflogen wäre.
Der Ursprüngliche Plan von Dar es Salaam über Kigoma mit dem Zug nach Hause zu reisen, war leider nicht möglich.
Die Strecke war bis Ende Juli restlos ausgebucht.

Kipepeo Beach (Dar es Salaam)

Mittwoch, 16. Mai 2012

Reise/Krankenhaus


Pangani Beach
Während der vergangenen Zeit um Ostern bot sich mal wieder die Gelegenheit ein wenig durchs Land zu reisen.
Dabei verlief meine Reiseroute von Dar es Salam aus Richtung Norden, nach Pangani, Tanga zum Kilimanjaro in Moshi und abschließend nach Arusha.
Während die davon östlicheren gelegenen Gebiete wie Pangani und Tanga, touristisch fast nicht erschlossen sind wird man in Moshi und Arusha an jeder Ecke von dubiosen Safari Unternehmern und Kunsthändlern angesprochen.
Die Aufdringlichkeit der meisten Verkäufern gipfelte in der Penetranz eines Stalkers in Arusha der mich einen ganzen Tag lang verfolgt hat und sogar mehrere Stunden vor dem Hotel wartete. Eine der wenigen Situationen die während meines bisherigen Aufenthaltes wirklich unangenehm war.
Highlight der Tour war ein eintägiger Ausflug zu den vor Tanga gelagerten „Aboni“ –Höhlen.
Das Höhlensystem ist nur zu einem minimalen Teil erforscht, beherbergt tausende von Fledermäusen und erstreckt sich vermutlich bis nach Kenia.  

Aboni Caves
Innerhalb meiner Einsatzstelle im Krankenhaus, arbeite ich zurzeit in der Pharmazie.
Hier werden Medikamente an Patienten ausgegeben sowie einzelne Teile des Hospitals wie Operationssäle und das Labor mit Utensilien ausgestattet.
Mein direktes Arbeitskollegium setzt sich aus zwei Ordensschwestern und einer Krankenschwester zusammen die sich nach einem mir völlig willkürlich erscheinenden System, zwei Schichten teilen.
Der Patient erscheint in der Pharmazie mit seiner Akte in welcher der behandelnde Arzt zuvor unter anderem die Medikation notiert hat. Diese ist in Menge/g und Häufigkeit/Tag festgehalten, wodurch die Anzahl an Tabletten etc. erst berechnet werden muss.
Ist dies geschehen werden die Medikamente in eine Plastiktüte gepackt und mit dem Gebrauchshinweis an den Patienten übergeben.
Abschließend werden sein Name sowie die abgegebene Medikamentenmenge in einem Buch (keine IT) festgehalten.
Durchschnittlich werden vor allem Schmerzmittel und Medikamente zur Behandlung von Parasitenbefall, Malaria und Tuberkulose ausgegeben.
Einmal am Tag wird das an den Ausgaberaum angrenzende Lager aufgestockt.
Hierzu wird der „Main Store“ aufgesucht der sich an der anderen Ecke des Geländes findet und wiederum von einem Pharmaunternehmen aus Dar es Salam ca. einmal im Monat beliefert wird. 
Da ich in allen Bereichen der Pharmazie eingesetzt werde, ist eigentlich immer etwas zu tun, wodurch mein jetziger Job mehr Spaß macht als der auf Dauer doch recht langweilige Einsatz an der Rezeption.
Es bleibt Schade, dass ich durch die widrigen Umstände zu Beginn meines Aufenthalts soviel Zeit verloren habe und nicht von Anfang an im Krankenhaus gearbeitet habe, denn erst jetzt nach knapp drei Monaten habe ich das Gefühl in meiner Stelle „angekommen“ zu sein.
Die Leute hier haben verstanden was ich mache, wer ich bin und ich werde auch nicht mehr Sachen gefragt wie: „Was für eine Studie führen sie jetzt eigentlich genau durch?“.
Die von mir geleistete „Pionierarbeit“ als erster Freiwilliger  wird dann aber hoffentlich meinem Nachfolger zu gute kommen.

Mt. Kilimanjaro
Nächste Woche Montag werde ich unsere deutsche Koordinatorin in Kigali (RW) abholen. Ihr  Besuch dient hauptsächlich der Hospitierung unserer Einsatzstellen sowie dem Austausch mit den tansanischen Verantwortlichen.
Bis dann
Lucas

Mittwoch, 28. März 2012

kazikazi



Nach über einem Monat in meiner neuen Arbeitsstelle ist auch hier so etwas wie Alltag eingekehrt. Anfängliche Schockzustände ausgelöst durch Hygienemaßnahmen, Chaos am Arbeitsplatz und Sprachbarrieren sind überwunden und selbst der Anblick von schwerverletzten Patienten büsst beim wiederholten Male einen großen Teil seiner bizarren Attraktivität ein. Das Rulenger „Christ the King“ Hospital ist ca. 10 Gehminuten von unserer WG entfernt und steht unter der katholischen Leitung der FSSB Schwestern.
Das Krankenhaus ist im Vergleich zu europäischen Einrichtungen notdürftig eingerichtet.
Viele Gerätschaften und Möbel sind entweder sehr alt oder können auf Grund von ortsspezifischen Begebenheiten nicht eingesetzt werden. So befindet  sich im Labor beispielsweise ein Abzugskasten, der jedoch nicht eingesetzt werden kann, da es an einem zuverlässigen, lokalen Stromnetz mangelt. Die hygienischen Zustände sind an vielen Stellen nicht ausreichend.
Ärzte und Krankenschwestern tragen selbst bei HIV Tests selten Handschuhe, Kittel und Bettwäsche der Patienten werden per Hand gewaschen und desinfiziert wird mit einem Chlorhaltigen Reinigungsmittel, welches mir bis Dato nur als Toilettenputzmittel bekannt war. Während meines bisherigen Aufenthalts in Tansania habe ich schon viele abartige Sanitäranlagen zu Gesicht bekommen.
Die öffentlichen Latrinenansammlungen des rulenger Hospitals sind jedoch einsamer, trauriger Spitzenreiter. Da es kein Wasser innerhalb der ca. 2qm großen Zellen gibt, sehen sich einige Patienten dazu genötigt ihre Fäkalien an den Innenwänden zu verteilen.
Nach einem einmaligen Besuch dieser verkeimten Lokalität wurde ich von einer Kollegin beinahe ausgeschimpft und daraufhingewiesen in Zukunft bitte die saubere Mitarbeitertoilette zu benutzen. Der Großteil der im Hospital praktizierenden Ärzte sind Allgemeinmediziner, sodass zur Deckung des Spezialistenmangels vorrangig Augenärzte, Gynäkologen und Orthopäden aus den großen Städten abwechselnd ihre Sprechstunden in Rulenge anbieten.


Pflegepersonal ist überhaupt nicht vorhanden, da die Patienten von ihren Familien versorgt werden und somit Krankenschwestern eine verstärkte Rolle als Assistenten der Ärzte wahrnehmen.
Den Großteil meiner Arbeitszeit als Freiwilliger verbringe ich am Schalter der „Medical Reception“. Hier nehme ich neue Patienten auf, Akten werden angelegt/rausgesucht und an den betreffenden Arzt weitergeleitet. Diese Arbeit ist oft etwas mühsam, da die Akten nicht IT gestützt sind, somit alles per Hand geschrieben werden muss, Patienten aus den weiter entfernten Dörfern nur ihre jeweilige Stammessprache sprechen und vor allem tansanische Frauen so leise sprechen, dass man erst nach mehrmaligem Nachfragen, Datensätze wie Name, Alter, Stamm oder Religionszugehörigkeit festhalten kann.
Dazu hinzukommend arbeite ich drei Mal in der Woche mit einer Ärztin zusammen in einer Art „Mutter/Kind“ Klinik.
Das Vertrauen, welches einem hier als „Weißer“ entgegengebracht wird ist mal wieder sehr groß, sodass ich bereits an meinem ersten Tag, ohne jegliche Vorkenntnisse Kinder impfen und Blut auf HIV Erreger untersuchen durfte (mit Handschuhen).
Des Weiteren werden in der Klinik die Kinder gewogen, Daten in deren Akte eingetragen, Vitamiene verabreicht, Blutdruck gemessen, Herztöne abgehört und schwangere Frauen werden über Malaria und HIV aufgeklärt.
Die Arbeit macht Spaß und es war auf jeden Fall der richtige Schritt Ngara zu verlassen auch wenn ich gerade am Wochenende sein „Nachtleben“ vermisse. Außerdem habe ich in Zukunft die Möglichkeit auch in anderen Bereichen des Krankenhauses wie der Pharmazie oder dem Labor zu arbeiten.
Nachdem mich vor kurzem eine Thyphusinfektion für über zwei Wochen flachgelegt hat bin ich mittlerweile wieder gesund und freue mich auf den bevorstehenden Urlaub, welchen ich diese Mal vorrausichtlich nutzen werde um den Norden des Landes und den Kilimanjaro zu erkunden.
Bis dann

Donnerstag, 9. Februar 2012

VII


Sansibar
Ngara-Dar es Salaam-Sansibar-Dar es Salaam-Ngara-Rulenge-Ngara-Kahama-Dar es Salam
Bagamoyo-Dar es Salam-Ngara-Rulenge
Die vergangenen zwei Monate standen ganz im Zeichen von Reisen.
Mitte Dezember stand unser erster richtiger Urlaub auf dem Plan.
Unser erstes Reiseziel bildete dabei, Tansanias inoffizielle Hauptstadt Dar es Salaam, in welcher wir nach einer mehr als 30 stündigen Busfahrt von einem schweißtreibenden tropischen Klima empfangen wurde, was uns während unseres Aufenthalts dazu brachte mindestens drei Mal am Tag zu duschen.
Die eh schon hektische, unstrukturiert wirkende Stadt versank nach zwei Tagen Sintflutartigem Regens, komplett im Chaos.
Brücken wurden komplett gesperrt, Slumbewohner mussten mit dem Hubschrauber evakuiert werden und ganze Stadtteile versanken im Wasser.  

Bungalow, Dar es Salaam
Nach ein paar Tagen Erkundung der Stadt inklusive eines enttäuschenden Besuchs des National Museums (pompöser Bau – nichts dahinter), machten wir uns auf in den Süden Dar es Salaams um die Feiertage und ein wenig Zeit zwischen den Jahren untypisch deutsch am Strand mit Meer und Palmen zu verbringen.
Trotz des Mangels an Weihnachtsmärkten, Gebäck und Musik kam dann am 24.12, dank importierter Präsente so etwas wie Weihnachtsstimmung auf.
Die darauf folgenden vier Tage waren dann nicht so schön, da ich mir beim Verzehr einer landestypischen Speise einen Wurm eingefangen habe.
Nach dem einnehmen einer Breitbandwurmkur, erholte ich mich dann doch wieder relativ schnell, sodass ich am 28.12 wieder genug bei Kräften war um die Fährübersetzung vom Festland nach Sansibar zu überstehen.
Dank meiner „Resident Permit“ musste ich dann auch nur 20.000 TZS (ca. 10 €) anstatt 35 $ für die ca. 2,5 Stunden dauernde Übersetzung mit einem Hightech Katamaran bezahlen.
Nach dem Verlassen der Anlegestelle war unter den ca. 25 Taxifahrern, die ihre Können anpriesen verhältnismäßig schnell ein seriös wirkender Fahrer ausgemacht, der uns zu unserer Unterkunft im Osten der Insel chauffierte.
Bereits beim Betreten Sansibars wurde klar: Das wird ein teuerer Spaß.
So erfolgte dann relativ schnell nach der großen Strand-Palmen Euphorie, mit einem Blick auf die Speisekarte unseres Guesthouse’s Ernüchterung.
Eigentlich konnte man direkt die uns bekannten Preise mindestens immer mal drei nehmen.
Man gönnt sich ja sonst nichts.
Nach Ausgedehnten Strandtagen, einer Kanutour durch müllverseuchte Mangrovenwälder, gutem Essen  und einer „Glitter“ Silvesterparty die auch gut einem amerikanischem Highschoolfilm entsprungen hätte sein können war es dann wieder an der Zeit nach Hause zu fahren.
Nach einer weiteren Fährfahrt zurück ans Land und einer verfluchten Busfahrt erreichten wir Ngara in den Mittagsstunden des 5. Januars.

Küste, Sansibar
Während die anderen Freiwilligen wieder in ihren Projekten arbeiteten, hatte ich, abgesehen von zwei Tagen die Woche bei „Women Craft“ mal wieder sehr wenig zu tun, was mich dazu veranlasste bei einem Besuch in Rulenge meinem Mentor mal wieder bezüglich eines Projektwechsels auf den Zahn zu fühlen.
Nach einigen Missverständnissen  zeichnete sich dann jedoch ein Plan ab der für beide Seiten zufriedenstellend war: Projektstelle Krankenhaus!
Wieder zurück in Ngara stellte ich meine Umzugspläne vor, die von meinem zuständigen Mentor, wie üblich desinteressiert aufgenommen wurde.
Ende Januar stand dann auch noch das mit Spannung erwartete Zwischenseminar im geschichtsträchtigen Bagamoyo im Norden Dar es Salaams an.
Um die Anstrengungen der Reise zu minimieren, legten wir im Verkehrsknotenpunkt Kahama ca. 6 Stunden von Ngara entfernt einen Zwischenstopp von einem Tag ein um am darauffolgenden, ausgeschlafen unsere Reise fortsetzten zu können.
Nach einer kurzen Nacht in Dar es Salaam machten wir uns dann mit anderen Freiwilligen unserer Organisation auf in das ca. 1,5 Stunden entfernte Bagamoyo.
Nach anfänglichen Problemen mit dem „Führungsstil“ der Seminarleitung entwickelte sich das Zwischenseminar mit der Zeit für mich doch noch zum einem Erfolg.
Hauptinhalt des Seminars war der Austausch mit den anderen deutschstämmigen Freiwilligen die aus ganz Ostafrika angereist waren.

Hafen, Dar es Salaam
Vor allem dass viele der anderen Teilnehmer aus dem Rheinland kamen fand ich sehr angenehm.
Man konnte endlich mal wieder über Karneval reden und sich mit den bayrischen Teilnehmern in hitzige „Chemie“ und „China“- Diskussionen vertiefen.
Nach acht Tagen Seminar war es dann doch schade, dass man die vielen korrekten Leute wahrscheinlich erst mal nicht wieder sehen wird.
Es folgte ein weiterer dreitägiger Aufenthalt in Dar, wobei hauptsächlich Gebrauchsgegenstände eingekauft wurden und sich von dem irgendwie doch anstrengendem Seminar erholt wurde.
Nach der Rückreise über Kahama nach Ngara bin ich vorgestern nach Rulenge umgezogen.
Hier wohne ich jetzt in einer WG mit drei anderen Freiwilligen aus meiner Organisation.
Am Montag werde ich im Krankenhaus vorgestellt.
Mal sehen was daraus wird.
Bis dann  

Sonntag, 11. Dezember 2011

VI

Ngara




























Während es langsam aber sicher auf die Feiertage zugeht, spürt man hier kein bisschen, dass wir mittlerweile Dezember haben und Weihnachten vor der Tür steht.
Die Regenzeit sollte nun langsam auch abklingen, gibt zum Ende hin jedoch noch einmal alles und beschert uns täglich immer wieder aufs neue abartigste Regenergüsse sowie eine plagenartige Anzahl von Heuschrecken, die traditionell gebraten / frittiert gegessen werden.
Der Geschmack selbiger steht meiner Meinung nach nicht im Verhältnis zum Aufwand der zum Fangen, Zerlegen und zubereiten aufgebracht wird, da die Insekten lediglich nach Salz und Fett schmecken.
Stichwort Esskultur.
Bei einem meiner vergangenen Aufenthalte im Nazaretti Center, dem Straßenkinderprojekt in dem Constantin arbeitet, habe ich dann auch erfahren, dass Maulwürfe als eine Art Delikatesse gehandelt werden.
Gegen Nachmittag stand auf einmal ein verschroben wirkender Mann im Hof der an einer Art Leine 4-5 aufgebracht quickende / Halbtote Maulwürfe (die hier wie eine Art Meerschweinchen aussehen) hielt. Nach dem Töten der Tiere durch das Werfen auf den Steinboden, verendeten die Tiere qualvoll unter schreien und zucken und ich sah sie dann später am Tag nur noch als Fleischmatsch  in einem der großen Kochtöpfe um den sich freudig ein paar Kinder reihten, die sich aufs anstehende Festmahl freuten.

Meine Arbeitssituation hat sich ein wenig geändert.
Über andere Freiwillige bin ich  für zwei Tage die Woche bei „Women Craft“ untergekommen, die sich unter anderem um den Erhalt afrikanischer Flechtkunst bemühen und Körbe, Untersetzer, Taschen etc. in Handarbeit herstellen und dann über Partner in der ganzen Welt verkaufen.
Neben Computerunterricht (Basics in Excel, Word, Powerpoint) für einige Angestellte, beschäftige ich mich bis jetzt weitestgehend mit der Wartung der vorhandenen Klapprechner, die sich meistens aus dem Reinigen der Festplatte, dem Aufsetzten von Betriebssystemen sowie dem Updaten der doch teilweise veralteten Systemen besteht.
Da ich jedoch weiterhin mit meiner jetzigen Arbeitssituation unzufrieden bin, plane ich in nächster Zeit in das ca. 40 km entfernte Rulenge umzuziehen, da dort sowohl in einem Krankenhaus sowie in einer von Schwestern geführten Einrichtung Ganztagsstellen mit einem Freiwilligen zu besetzten sind. 
Die Endscheidung, welche zwar noch mit meinem Zuständigen Mentor geregelt werden muss aber ansonsten weitestgehend sicher ist, ist mir nicht leicht gefallen, da ich mich nach knapp zweieinhalb Monaten in Ngara eingelebt habe und mich daher das dörfliche Leben in Rulenge nicht wirklich anzieht.
Allerdings musste ich bei der ganzen Sache auch im Hinterkopf behalten, dass ich eigentlich hier her gekommen bin um zu arbeiten.
Der einzige Vorteil des Umzugs abgesehen von der Arbeitsbeschaffung, ist die Tatsache, dass  ich nicht mehr länger an unseren jetzigen jähzornigen Gastgeber gebunden wäre, der uns erst kürzlich wegen einer Lappalie mit einem Rauswurf gedroht hat und auch ansonsten durch sein Verhalten nichts positives zu einem nachhaltigen guten Verhältnis beiträgt.

Unser erster richtiger Kurzurlaub führte uns vor zwei Wochen nach Kigali, der Hauptstadt Ruandas. Auch wenn wir in Grenznähe wohnen ist der Unterschied zwischen Ruanda und Tansania bzw. zwischen Kigali und einer beliebigen tansanischen Großstadt doch sehr groß.
Ein nicht von der Hand zu weisender westlicher Einfluss ist überall zu spüren.
Man findet Supermärkte nach europäischem/ us amerikanischem Vorbild, Restaurants die westliche Speisen anbieten, Asphaltstraßennetze, Straßenbeleuchtung, nicht verhandelbare Festpreise und Mülltonnen.
Die an jeder Ecke postierten Militärs mit vollautomatischer Waffe im Anschlag sorgen zwar im ersten Augenblick für etwas Unbehagen, gerade nach Einbruch der Dunkelheit jedoch für ein sicheres Gefühl.
Nach mehreren Festessen, einem Poolbesuch, dem Besuch des Völkermordmuseums und der Besichtigung der Stadt war es nach drei Tagen  wieder an der Zeit gen Ngara zu fahren.

Im Moment freuen ich mich auf Weihnachten und unseren Trip nach Dar es Salam/ Sansibar.
Bis dahin



Mittwoch, 23. November 2011

V.


Office
Wie man an den vorangegangen Bildern erahnen kann, besitze ich seit mittlerweile knapp zwei Wochen tatsächlich ein eigenes Büro.
Dies hat allerdings leider immer noch nichts an der Tatsache geändert, dass ich weiterhin sehr wenig zu tun habe.
Zwar gibt es von Seiten der hiesigen Verantwortlichen durchaus gute Pläne, wie z.B. das Einrichten einer Computerschule, wo ich unterrichten könnte oder die Idee innerhalb der Diozöse regelmäßig einen Newsletter herauszubringen, bei dem ich in Sachen Design, Text, etc. helfen könnte, andererseits ist es so das hier lediglich von Plänen gesprochen wird, im afrikanischen Kontext kann dann auch schon Mal ein Jahr ins Land gehen, bevor so ein Plan in die Tat umgesetzt wurde.  
So gebe ich bis jetzt lediglich zweimal die Woche Computerunterricht für Fr. Francis und für Leonida das Hausmädchen.
Dieser Unterricht besteht zurzeit noch aus der reinen Vermittlung von absolutem Grundwissen, wie „How to turn on a Computer“ oder „How to use a Mouse“, da weder die 21- Jährige Leonida noch der ca. 60 Jährige Francis in ihrem bisherigen Leben einen Computer benutzt haben.
Neben dem Aufbringen von einer Menge Geduld, kommt bei Leonida noch erschwerend hinzu, dass sie bis auf wenige Wörter Englisch ausschließlich Kisuaheli spricht, was zum jetzigen Zeitpunkt die Erklärung beispielsweise eines Satelliten oder der Funktionsweise des Internets fast unmöglich macht.

Meine derzeitige Hauptaufgabe besteht vor allem aus dem Werben für mich und meine Tätigkeit, sodass mich möglichst viele Menschen hier in der Umgebung kennen lernen und ich endlich an Arbeit komme, da sich das „Einsetzen“ der Zuständigen in Tansania doch sehr in Grenzen hält, weshalb ich auch untenstehenden Flyer entworfen habe.

Flyer

Letzte Woche hat dann auch endlich unser neuer Sprachkurs angefangen. Der teilweise in Deutschland aufgewachsene Lehrer gestaltet den Unterricht sehr Lebensnah und unterhaltsam, sodass die knapp drei Stunden doch relativ schnell vorbei gehen.

Diesen Freitag werden wir Richtung Kigali aufbrechen und ein verlängertes Wochenende in der Hauptstadt Ruandas verbringen.

Dienstag, 1. November 2011

IV

Sonnenuntergang, Bukoba



Zwar kann ich fast einen Monat nach meinem letzten Eintrag immer noch nicht von meiner Arbeit berichten, jedoch den geneigten Leser an einigen Erlebnissen des Monats Oktober teilhaben lassen.
Beginnen möchte ich bei unserem spontanen Umzug vergangenen Donnerstag, mit dem wir uns dann doch relativ unvorbereitet konfrontiert sahen, da bereits unsere Vorgänger in das leerstehende Gebäude auf dem Gelände einziehen sollten.
Zwar hatten wir Fr. Denis unseren Wunsch mitgeteilt unsere Behausung, auf Grund von mehr Unabhängigkeit und weniger Rücksichtsnahme gegenüber den Pfarrern zu wechseln, jedoch auf Grund der afrikanischen Einstellung, beinahe jedwegliche, nicht Lebensnotwendige Entscheidung auf unbestimmte Zeit zu verschieben, die Aussicht aufs Eigenheim fast abgeschrieben.
Trotz dem Mangel an jeglicher Vorbereitung, sind unsere Sachen, inklusive Bett, Schreibtisch und Regal dann doch relativ schnell auf Grund der knapp 30 m zu überwindenden Entfernung zwischen dem Parish Hauptgebäude und unserem neuen zu Hause, in selbigem angekommen.
Hier haben wir jetzt sogar ein eigenes Wohnzimmer.

Chakula
Diese Woche sollen sogar noch ein paar Möbel aus alten Gemeindebeständen geliefert werden, da es uns bis jetzt noch an Spiegeln sowie Einrichtungsgegenständen fehlt die unser leer stehendes Wohnzimmer aufwerten würden.
Während unserem neuen Haus ein paar Möbel fehlen, fehlt mir nach wie vor Arbeit!
Ein Ende der mittlerweile anderthalb Monate währenden  Beschäftigungslosigkeit ist immer noch nicht abzusehen, da ich mittlerweile in Erfahrung bringen konnte, dass für den Internetanschluss meines Büros eine extra Leitung, der zuständigen Telekommunikationsgesellschaft gelegt werden muss und mein zukünftiger Arbeitsplatz des weiteren noch komplett unmöbliert ist.
Aber es zeichnen sich auch ein paar Lichtblicke bezüglich dieses Themas ab.
So wurde hier auf dem Gelände endlich ein Raum ausgewählt, in welchem ich in Zukunft meiner Tätigkeit als IT- Assistant nachgehen kann und auch das Geld meiner deutschen Organisation welches zur Anschaffung eines Modems und sonstiger Einrichtung bestimmt war ist auf den Konten der hiesigen Zuständigen angekommen.

Straße nach Bukoba
Um Auslandsüberweisungskosten zu sparen wurde unter anderem das für meine Arbeit benötigte Geld auf Constantins Konto überwiesen, von dort in Bar abgehoben und wieder auf Fr. Denis Konto eingezahlt.
Da es in direktem Umkreis keinen Bankautomaten gibt, welcher VISA Kreditkarten akzeptiert, nutzten wir das kompliziert erscheinende Transaktionsverfahren für einen fünf Tägigen Ausflug nach Bukoba um in aller erster Linie das Geld abzuheben (und wieder einzuzahlen) und die Stadt zu erkunden.
Nach einem viertägigen Zwischenstopp in Rulenge machten wir uns in den frühen Morgenstunden des 17. Oktobers mit dem Bus auf in Richtung Bukoba, welches genauso wie unser erstes Ziel in Tanzania, Mwanza, am Lake Victoria liegt.

Bootsüberfahrt nach Musilla Island
Nach einer für mich auf Grund meiner Größe sehr unbequemen Reise von knapp 10 Stunden erreichten wir unser Ziel nachmittags und wurden noch am Bushbahnhof von unserem Gastgeber Fr. Lewis, einem ehemaligen Klassenkamerad von Fr. Denis abgeholt, in dessen Parish wir während unseres Aufenthalts übernachten, duschen und essen konnten.
Während wir den ersten Tag dazu nutzten die Geldtransaktion über die Bühne zu bringen und uns mit der Stadt vertraut zu machen, fiel auf den zweiten Tag ein Ausflug zur vorgelagerten Insel Musilla.
Der etwas unseriös wirkende Reiseveranstalter zu dem Fr. Lewis den Kontakt hergestellt hatte, organisierte uns für 22.000 TZS pro Person eine Bootsüberfahrt sowie eine Führung über die ursprüngliche Insel, welche dann letzten Endes auch zum Highlight unseres Trips avancierte.
Nachdem wir anfänglich davon ausgegangen waren lediglich „mal eben kurz“ über die Insel zu schlendern, entpuppte sich die von zwei Einheimischen angeführte Tour doch als sehr abenteuerlich, die das Erklimmen einer Steilwand, das Besichtigen eines Königsgrabs sowie das wandern entlang der Klippen beinhaltete.
Nach ca. drei Stunden waren wir dann alle sehr geschafft, Sonnenverbrannt und hungrig und freuten uns auf ein Essen mit Seeblick und eine anschließende Dusche.

Auf Musilla Island
Während unserer Übersetzung zurück ans Festland machte uns der Kapitän des kleinen Holzbootes auf einen Gebäudekomplex am Ufer des Sees aufmerksam, und erklärte uns dass dort die lokale Fischfabrik untergebracht sei.
Die Fische, vorzugsweise Nil-Barsch, werden im See gefangen dann in der Fabrik, weiterverarbeitet und im frischen bzw. gefrorenen Zustand nach Europa exportiert. 
Da es sich mittlerweile abgezeichnet hat, dass man mit unserer Hautfarbe durchaus Vorteile genießen kann und des weiteren auch Interesse herrschte die Fabrik zu besichtigen, schmiedeten wir Pläne am nächsten Tag in selbiger einfach mal unangekündigt vorbeizusehen.
Nachdem wir am nächsten Tag am ersten Tor und Wachmann ohne jeglichen Fragen oder sogar Kontrollen vorbei gekommen waren, fiel uns innerhalb des Geländes ein Schild ins Auge, welches ein Programm der Fabrik zum nachhaltigen Fischfang erläuterte – das ganze mit deutscher Unterstützung inklusive Abdruck des Bundesadlers etc..- Ein Freifahrtsschein ?

Dschungel, Musilla Island
Der zweite Wachmann am letzten Tor vor betreten der Fabrik, rief dann auch gleich den zuständigen Leiter für Öffentlichkeitsarbeit auf den Plan, der uns bat noch einmal zwei Stunden später vorbeizusehen.
Zwar haben wir am Ende des Tages leider keinen direkten Einblick in die Arbeitsweise der Fabrik bekommen, jedoch trugen wir uns bei unserem erneuten Besuch ins Gästebuch ein, wurden im Konferenzraum begrüßt und hatten die Möglichkeit etwas über Transportwege, Gesetze und die Geschichte des Fischfangs am Victoria See in Erfahrung zu bringen und uns mit dem Abwassersystem des Unternehmens vertraut zu machen.  
Natürlich – es war nur eine Fabrik zur Verarbeitung von Fisch! Für den einen oder anderen Außenstehenden wird die Erwähnung unseres Besuchs vielleicht nicht nachvollziehbar sein. Allerdings soll man sich unser Verhalten mal in Deutschland bei einem ähnlichen Konzern der als Zulieferer der EU fungiert, vorstellen. Da kann man bestimmt nicht einfach mal unangemeldet auftauchen und höflich nachfragen ob es eventuell möglich sei, mal eben Informationen bezüglich der Arbeitsweise zu bekommen oder selbige sich sogar anzusehen.
Die Rückfahrt nach Rulenge verlief durchaus komfortabler da wir nun die Sitze direkt hinter dem Fahrer ergattert hatten und so durchaus mehr Bewegungsfreiheit als bei unserer Hinreise hatten.
In Anbetracht dessen, dass geteerte Straßen außerhalb von Ballungszentren eher unüblich sind und Geschwindigkeitsbegrenzungen selten als solche wahr genommen werden, kann man sich in etwa vorstellen wie sehr man während der Fahrt über die Staubpisten durchgeschüttelt wird, Gepäckstücke durch die Gegend fliegen und das die Einzelteile des doch betagten Omnibusses so sehr leiden, dass pro Fahrt nicht selten mindestens ein Stopp aus Reparaturgründen eingelegt werden muss.
Jeder Bus besitzt eine Art Crew die sich grob aus dem Reiseveranstalter, dem Fahrer, einem Mechaniker und zwei Wachleuten, die im Besitz von vollautomatischen Waffen sind, zusammensetzt.
Mittagessen (Vorstufe)


Zum Schluss bleibt zu sagen, dass ich mich in Zukunft bemühen werde zumindest alle zwei Wochen einen Bericht zu verfassen.
Bis dann