Montag, 3. Oktober 2011

III. Post

Nach einem kurzen dreitägigen Zwischenstopp in Rulenge befinde ich mich nun seit über einer Woche in Ngara in Grenznähe zu Burundi, welches für elf Monate mein neues zu Hause sein wird.
Constantin, der bereits seit knapp vier Wochen hier ist und ich sind in der lokalen Parish untergebracht und teilen uns das Haus mit zwei Pfarrern.

Home, Sweet Home


Ngara ist zwar eine kleine Stadt, bzw. wohl eher ein größeres Dorf, jedoch kann man eigentlich alles für den täglichen Bedarf käuflich erwerben.
Einziges Manko der jetzigen Wohnsituation ist das doch sehr langsame Internet (3 kbit/s) woran man sich jedoch gewöhnt und sich dann auch einen drei minütigen Youtube Clip, in Anbetracht der Wartezeit, sogar zwei bis dreimal anguckt, was ich in Deutschland sonst nie gemacht hätte.
Für das leibliche Wohl sorgt das „Girl“, wie die Father immer sagen die Wäsche wird vom „old man“, dem Hausmeister für 1000 TSH gewaschen.
Gegessen wird dreimal am Tag zu festgelegten, afrikanischen Zeiten (heißt Verspätungen bis zu einer Stunde) und sogar morgens wird, im britischen Stil etwas warmes aufgetischt, woran ich mich jedoch noch nicht wirklich gewohnt habe.
Zu den Mahlzeiten die größtenteils aus Kochbananen, Bohnen, Kohl, Kartoffeln und teilweise nicht identifizierbaren Fleischsorten bestehen gibt es immer frische Avocado und Früchte wie süße Bananen, Passionsfrüchte und Papayas.
Das Haus ist dem europäischen Standart angepasst, es gibt europäische Sanitäranlagen, eine warme Dusche und bequeme Betten.
Auf Grund der offenen, afrikanischen Bauweise der Fenster (Insektengitter, verstellbare Glasfragmente) ist es eigentlich nicht möglich das Zimmer wirklich sauber zu halten, es sei denn man putzt dreimal am Tag, da der rote Staub sich sofort überall festsetzt.

Duschkopfkonstruktion

Leider hatte ich bis jetzt noch nicht die Möglichkeit mit meiner Arbeit zu beginnen, da es auf Grund diverser Kommunikationsprobleme seitens meiner Organisation in Deutschland mit den hier ansässigen Ansprechpartnern, und diesen wiederum untereinander noch kein Büro für mich gibt.
Im Moment ist zwar angepeilt, das mir hier auf dem Gelände der Parish ein Büro erschlossen wird, allerdings kann sich dieser Prozess noch einige Zeit hinziehen.

Ma Chambre

Die ersten Bekanntschaften wurden in den vergangenen Tagen größtenteils mit anderen Freiwilligen geschlossen, die aus allen möglichen Ecken der Erde zu kommen scheinen.
Am Wochenende trifft man sich im gegenübergelegenen Open Air Pub, „Garden Pause“ und tauscht sich über die vergangene Woche aus, diskutiert über die unterschiedlichen Kulturen und konsumiert diverse Getränke, die in europäischen Augen durchaus sehr günstig zu erstehen sind (0,5 l Bier ungefähr 0,70 €, Erfrischungsgetränke 0,3 l circa 0,20 €).

Während meines ersten Tages in Ngara wurde ich kaum 100 m von der Parish entfernt von zwei dubiosen in Jogginganzügen gekleideten Herren angesprochen in einer Art und Weise, die mich in Köln dazu bewegt hätte einfach weiterzugehen.
Nachdem die zwei jedoch nicht lockerließen und mich mit irgendwelchen Sprüchen bombardierten, informierte ich sie höflich jedoch bestimmt, dass ich ihnen weder Geld geben würde noch irgendetwas kaufen wollte.
Darauf hin gab sich einer der beiden als „Immigration Officier“ zu erkennen und fragte mich, ob ich eine gültige Aufenthaltsgenehmigung hätte und ob ich mich ausweisen könnte.
Nachdem mich die Officier zur Parish zurückbegleitet und ich ihnen meinen Pass ausgehändigt hatte und Father Ivos ihnen erklärte, dass ich ein ander Mal vorbei kommen würde um ihnen mein Visum vorzulegen, lachte der eine sich noch eine Runde über meinen witzig klingenden Nachnahmen aus bevor beide wieder verschwanden.
An die Tatsache, dass viele Tansanier einen einfach und direkt auslachen wenn man einen Fehler gemacht hat, beispielsweise in der Sprache etc. musste ich mich erst einmal gewöhnen.

Prozession den Berg hinauf


Gestern stand mal wieder ein Besuch in Rulenge auf dem Plan.
Zwar ist mir der Grund der aufwändig gestalten Messe inklusive Bischof und Merchandisingstand der katholischen Kirche, welche auf der Spitze eines Berges stattfand nicht ganz klar, es war aber auf jeden Fall eine interessante Erfahrung.
Hervorzuheben ist hierbei die An- und Abreise die in einem Kleinbus, der für geschätzt 12 Leute ausgelegt war von statten ging. Zusammen mit dem Kirchenchor aus Ngara waren wir dann mind. 30 Menschen in dem Bus.
Man kann sich ausmalen, wie zerstört ich mich fühlte als wir nach einer Stunde und gut 2/3 nicht geteerter Wegstrecke inklusiver Abgrundtiefer Schlaglöcher in Ngara ankamen.

Aussicht


Auf die Hoffnung hin in der kommenden Woche über meine Arbeit berichten zu können verabschiede ich mich bis zum nächsten Mal.